FAQ Klangkunst
(Häufig gestellte Fragen zur Klangkunst)
Frage: Was ist das, "Klangkunst"?
Antwort: Klangkunst ist die Kunst, Klang (instrumental, stimmlich oder synthetisch erzeugt oder mit dem Mikrophon aus unserer klingenden Umwelt aufgezeichnet) zu einer musikalischen Komposition zu organisieren. Text, Klang oder Musik sind Material in der Hand des Klangkomponisten. Das Ergebnis trägt zahlreiche Namen: Ars Acustica, Audio Art, digitale Radiokunst, Soundscape, Klangkomposition u.a.
Frage: Also ist Klangkunst Musik?
Antwort: Ja und nein. Diese akustische Kunstform ist so offen, dass sie sich begrifflicher Eingrenzung entzieht. Es ist die musikalische Seite des Hörspiels. Es ist das Labor, in dem neue akustische Formen entwickelt werden. Es ist ein Geschichtenerzählen mit den Mitteln von Klang, Geräusch, Musik und Stimme.
Frage: Ist Klangkunst eine Radioform?
Antwort: Klangkunst existiert als Konzert, Performance oder Klanginstallation auch außerhalb des Radios, aber das Radio ist ein zentrales Medium für die Klangkunst. Deutschlandradio vergibt im Jahr 12 Kompositionsaufträge für Klangkompositonen, und zusammen mit den freien Autorenproduktionen werden ca. 25 neue Stücke pro Jahr urgesendet.
Frage: Seit wann gibt es Klangkunst im Deutschlandradio?
Antwort: Seit der Gründung des Senders im Jahr 1994. Zuerst unter dem ein wenig irreführenden Namen "HörspielWerkstatt".
Seit 2006 trägt es im Namen, was es vorstellt: "Klangkunst", wöchentliche 55 Minuten mitternächtlicher Klangkomposition, grenzenlos, unerhört.
Frage: Wie sind Sie als Hörspielregisseur und -redakteur zur Klangkunst gekommen? Und warum ist Klangkunst Teil des Hörspielprogramms?
Antwort: Hörspiel und Klangkunst erzählen Geschichten und beide arbeiten mit den gleichen Materialien: Stimme, Klang, Musik. Mit einem entscheidenden Unterschied: im Hörspiel dienen Musik und Geräusch dem Wort – während in der Klangkunst alle diese Elemente grundsätzlich gleichwertig sind als Material in der Hand des Klangkomponisten. Geschichten können mit Musik, mit Klang oder mit Worten erzählt werden. Meist ist das Werk aber eine individuelle Mischung all dieser Elemente.
Für mich als Hörspielregisseur war die Entdeckung der Klangkunst eine Art Befreiung von der Dominanz des Wortes, des Textes, dem alles zu dienen hat und gleichzeitig von der illustrativen Funktion der Musik und der Geräusche. Ich habe mich gefragt, warum ich ein Hörspiel meist nur ein mal hören wollte, Musik aber – gleich ob Mozart, Penderecki oder die Rolling Stones – immer wieder. Die Antwort fand ich in der Klangkunst als Radiokunst: sie hat im Idealfall die gleiche Offenheit und Vielschichtigkeit wie ein Gedicht oder Musikstück, in dem sich meine Hörphantasie frei bewegen kann.
Frage: Braucht man Vorkenntnisse, um Klangkunst zu verstehen?
Antwort: Klangkunst soll nicht verstanden, sondern erfahren werden – und das ist jedem Hörer zugänglich. Ihre Wurzeln liegen nicht nur in der Neuen Musik (wie etwa der Musique concrète), sondern ebenso in der Popmusik. Elemente davon finden sich bei den Beatles oder bei Pink Floyd und nicht wenige meiner Klangkomponisten arbeiten als DJs in Clubs. Allerdings setzt die Klangkunst beim Hörer auch die immer seltener werdende Kunst des Zuhörens voraus.
Frage: Warum tragen so viele Werke in Ihrem Programm englische Titel?
Antwort: Die Sendung Klangkunst im Deutschlandradio ist eine Sendung für internationale Klangkunst. Klang ist – anders als das Hörspiel – nicht an Nationalsprachen gebunden. Deshalb stellt meine Sendung zu fast 50% auch Meisterwerke ausländischer Klangkomponisten vor.
Frage: Haben Sie persönliche Vorlieben unter ihren Sendungen?
Antwort: So sehr ich mich auf die Ursendungen neuer Werke freue - mein Herz hängt doch an der vierteljährliche Newcomer Werkstatt, die nicht den Meistern der Klangkunst gewidmet ist, sondern den Unfertigen, Begabten, Suchenden, den jungen Krachmachern und Unruhestiftern. Nennt man Unruhe nicht das Teilchen, das die Uhr in Gang hält?
Frage: Was raten Sie Interessierten, die Klangkunst kennen lernen möchte?
Antwort: Deutschlandradio Kultur einzuschalten und sich auf Hör-Reise zu begeben. Jede Woche in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 0.05 Uhr bis 1 Uhr.